22.05.2023
Seit Jahren leidet die Schweiz unter einem dramatischen Fachkräftemangel – nicht zuletzt in der Pflegebranche. So fehlt es in zahlreichen Schweizer Krankenhäusern von Fachangestellten Gesundheit, Pflegefachpersonen bis hin zu Fachexperten in den medizinischen Spezialpflegegebieten. Zur Problemlösung werden zahlreiche Möglichkeiten diskutiert. Eine davon beschäftigt sich mit der Lohntransparenz. Dabei soll die Publizierung von Gehältern und Zusatzleistungen nicht nur Anreize für Auszubildende oder neue Mitarbeitende schaffen. Die Spitäler und Pflegeeinrichtungen erhoffen sich damit zugleich einen Motivationsschub unter den Beschäftigten.
Sie möchten wissen, was sich hinter einer Lohntransparenz verbirgt und welche Vorteile sie bereithält? Wir haben die wichtigsten Fakten rund um den brisanten Diskussionsstoff für Sie zusammengetragen!
Gemäss einer repräsentativen Studie von 2019 unter Schweizer Erwerbstätigen aller Industriezweige sind Beschäftigte in Pflegeberufen am unzufriedensten mit ihrem Lohn. Nach Gastronomie und Tourismus an zweiter Stelle, stehen an dritter Position schon die Bereiche Therapie und Medizin. Dabei führt bei vielen Befragten nicht allein die Gehaltshöhe zur negativen Beurteilung. Weibliche Fachkräfte in Krankenhäusern und Gesundheitszentren bemängeln vor allem Lohnunterschiede. Der in der Schweiz wie auch in Deutschland und Österreich errechnete Equal-Pay-Day gibt ihnen Recht. Erst ab diesem Tag, der normalerweise in den März fällt, ist das Jahreseinkommen der Geschlechter identisch.
Durch eine Lohntransparenz gleichen sich unterschiedlichen Gehälter nicht automatisch an. Dennoch profitieren Unternehmen von einer Publizierung einzelner Einkommen. Mit ihnen schüren sie Aufmerksamkeit unter Berufsanfängern und Fachkräften – welche sich neben dem Monatsbrutto für weitere Benefits interessieren.
Inwiefern lohnt sich Lohntransparenz noch? Zwei positive Beispiele aus der Gesundheitsbranche kommen aus Deutschland.
Ein weiterer Vorteil wartet auf alle Gesundheitsinstitutionen, die in ihre Online-Stellenanzeigen Gehaltsangebote integrieren. Sie werden bei Google höher gelistet und so schneller gefunden.
In der Schweiz zählt eine Lohntransparenz branchenübergreifend zur Ausnahme. Allerdings veröffentlicht medinside jährlich ein offizielles Lohnbuch mit aktuellen Gehältern sämtlicher Berufssparten im Gesundheitswesen. Mit insgesamt fast 9.500 Angaben gewährt Ihnen die brancheneigene Online-Plattform aussagekräftige Vergleiche einzelner Einkommen. Theoretisch liessen sich daraus hilfreiche Aspekte für Gehaltsverhandlungen ableiten. Doch die wenigsten Pflegekräfte nutzen diese Möglichkeit.
Der spürbare Pflegepersonalmangel führt zu einem regelrechten War for Talents. Wer mit abgeschlossener Ausbildung im Gesundheitswesen Arbeit in der Schweiz sucht, hat eine entsprechend gute Verhandlungsposition. Doch nur weniger Bewerber verhandeln ihr Gehalt im Vorstellungsgespräch. Über ein Drittel verkauft sich bei einer erhofften Neuanstellung nach eigener Aussage vielmehr unter Wert.
Ausbleibende Lohnforderungen werden von HR-Fachpersonen teils nicht als Bescheidenheit, sondern als mangelndes Durchsetzungsvermögen gedeutet. Andererseits ist es selbst für erfahrene Pflegefachpersonen schwierig, eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Für realistische Forderungen müssen sie die aktuelle Marktlage sowie Urlaubsgeldansprüche oder Altersvorsorge-Optionen des potenziellen Arbeitgebers kennen. Dennoch: Nutzen Sie den derzeitigen Vorteil im nächsten Vorstellungsgespräch unbedingt aus, möchten Sie eine höhere Vergütung erzielen.
Seit 2020 müssen Schweizer Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten Lohngleichheitsanalysen durchführen und die Ergebnisse intern zugänglich machen. Die Massnahme soll langfristig Löhne für gleichwertige Tätigkeiten anpassen. Denn aktuell verdienen weibliche Angestellte hierzulande durchschnittlich rund 19 Prozent weniger als Männer. Dabei lässt sich nur gut die Hälfte aller Fälle durch strukturelle Unterschiede wie überproportional viele Teilzeitjobs erklären.
Unabhängige Studien sehen in einer transparenten Lohnpolitik die Lösung einer Gehaltsdiskriminierung – auch ohne die unverzügliche Angleichung einzelner Beträge. Allein ein Mitspracherecht zur freiwilligen Offenlegung ausgewählter Angaben erhöht nach zahlreichen Untersuchungsergebnissen die allgemeine Zufriedenheit. Das Vertrauen in den Arbeitgeber steigt ebenso wie die Motivation. Wie Sie selbst Bezahlung und Atmosphäre Ihrer Pflegetätigkeit gewichten sollten, zeigen Ihnen die besten Arbeitszeitmodelle im Überblick
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